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192 Route 3.JERUSALEM. Klageplatz

Das nächste Thor ist das Kettenthor, Bâb es-Silsele (S. 173), in der
Nähe eines hübschen Brunnens gelegen. Es steht auf einem grossen
Brückenbogen, der nach seinem Entdecker Wilson’s Bogen heisst;
über denselben hinweg und über andere Bogen weiter führte eine
Strasse nach der Oberstadt, denn der ursprüngliche Thalboden
liegt hier tief unter der jetzigen Oberfläche. Der wohl erhaltene
Bogen hat 6,7m Höhe und 15m Spannung. Unter ihm befindet
sich der sogenannte Burakteich, benannt nach Burak, dem geflü-
gelten
Pferd Mohammed’s, das überhaupt der ganzen Westseite des
Harâm den Namen gegeben hat, da der Prophet es hier angebunden
haben soll. Von dem Thor aus tritt man rechts in das sogenannte
Mehkeme oder Gerishtshaus[Gerichtshaus] (Pl. 84), eine Halle mit Spitzbogen-
gewölben
, die im Jahre 1483 als Moschee erbaut wurde; daneben
stand damals das Haus des Kadi. Noch heute sieht man im Mehkeme
eine Gebetsnische. Ein steinerner Sarg, der früher hier stand und
angeblich aus den Königsgräbern herstammt, ist nach Paris ge-
schafft
worden. In der Mitte befindet sich ein Springbrunnen, der
in früherer Zeit von der Bethlehemer Wasserleitung gespeist wurde.
Ein Fenster geht gegen das Moghrebinerquartier südlich, ein Aus-
gang
in den Harâmplatz. Warren fand durch Nachgrabungen unter
dem südlichen Ende des Wilson’schen Bogens bei 7,3m Tiefe
Stücke von Gewölbesteinen, bei 13,4m einen Wasserlauf, ein Be-
weis
, dass durch das ehemalige Thal immer noch Wasser sickert;
erst bei mehr als 15m Tiefgrabung fand er die Mauer des Tempels
in den Felsen eingefügt. Ein unterirdischer Gang lief in gleicher
Richtung mit dem Viaduct (s. oben) von der Tempelarea zur Cita-
delle
; Warren ging ca. 80m in demselben vorwärts, konnte aber
das Ende nicht erreichen.

Von hier müssen wir nach Westen abbiegen und in der soge-
nannten
Davidstrasse (S. 220) so weit gehen, bis wir wieder eine
kleine Gasse links finden. Dies ist der Fall bei zwei schönen alten
Häusern; das Haus rechts mit dem Stalactitenportal war zur Kreuz-
fahrerzeit
eine Knabenschule; das Haus links war eine Mädchen-
schule
und dient seit Saladin als Knabenschule (es heisst ʿAdje-
mîye
). Hier also gehen wir ein kleines Gässchen hinunter und
gelangen nach 4 Min., indem wir uns fortwährend links halten, an
den *Klageplatz der Juden, hinter den elenden Wohnungen der
Moghrebiner (Juden aus dem Nordwesten Afrika’s). Die unter die-
sem
Namen berühmte Mauer hat 48m Länge und 18m Höhe; die
unteren neun Steinlagen bestehen aus grossen Quadern, von denen
jedoch nicht alle gerändert sind; weiter oben sind 15 Lagen von klei-
neren
Steinen. Obgleich einige Archaeologen aus der Art der Quadern,
welche hier die Substructionsmauern bilden, schliessen, dass diese
westliche Aussenmauer in ihren Fundamenten aus ganz alter Zeit
stamme, so glauben doch Andere aus der schlechten Fügung der
Steine nachweisen zu können, dass die Mauer nicht so sehr alt sei.
Immerhin finden sich Werkstücke von bedeutender Grösse darin,